Ulm (ots) – KOMMENTAR zu SALAFISTEN
Ausgabe vom 14.04.2012 Es ist schon erstaunlich, wie es eine kleine Gruppe radikaler Islamisten geschafft hat, binnen weniger Tage für medialen Aufruhr zu sorgen. In der Empörungsgesellschaft ist es einfach, das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken, wenn man nur über PR-Geschick und die nötigen Finanzmittel verfügt. Dann fällt es dem Publikum wie der Politik schwer, gelassen auf eine gezielte Provokation zu reagieren. Wir sollten uns nicht bei der müßigen Frage aufhalten, ob es zulässig und vernünftig ist, die kostenlose Verteilung des Koran in deutschen Fußgängerzonen zu verbieten. Überlassen wir den Sicherheitsbehörden das Geschäft, verfassungsfeindliche Umtriebe von Gewaltpredigern oder Fundamentalisten zu beobachten und den Strafverfolgern zu melden. Wenn Salafisten in religiösem Eifer kritische Journalisten bedrohen, muss der Staat ihnen ebenso entgegentreten wie jenen Rechtspopulisten, die sich ermuntert fühlen, die Attacken auf den Islam zu verschärfen. Fanatismus jeglicher Art ist unvereinbar mit einer offenen Demokratie. Aber wir sollten auch nicht jede Propagandaaktion zum Anlass nehmen, in Alarmismus zu verfallen. Damit täten wir Sektierern wie Extremisten den größten Gefallen. Wachsam und wehrhaft sollten wir sein, aber nicht hysterisch. Wir lassen uns Toleranz und Liberalität nicht wegnehmen. Oder um mit Bundespräsident Joachim Gauck zu sprechen: „Euer Hass ist unser Ansporn.“
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