Hamburg (ots) – Erstmals gibt eine repräsentative Studie Auskunft über die Leistungsfähigkeit erwachsener Deutscher im Fach Mathematik. Die Forsa-Umfrage, die die Wochenzeitung DIE ZEIT gemeinsam mit der Stiftung Rechnen in Auftrag gegeben hat, zeigt zahlreiche Mängel auf: So kann nur die Hälfte der Befragten abschätzen, wie viele Eimer Farbe sie zum Streichen eines vorgegebenen Kellerraums braucht. Nur 28 Prozent der Deutschen kann errechnen, wie sich eine geänderte Geschwindigkeit auf die Fahrtzeit auswirkt. Ein Drittel der Befragten war nicht in der Lage, von den prozentualen Zusammensetzungen eines Müslis auf den absoluten Gehalt an Nüssen zu schließen.

Während über die Inhalte des Mathematikunterrichts viel diskutiert wird, gab es bisher kaum Erkenntnisse darüber, wie viel davon bei den erwachsenen Deutschen übrig bleibt. Die Ergebnisse der Studie, die von den Professoren Ulrich Kortenkamp (Universität Halle) und Anselm Lambert (Universität Saarbrücken) noch wissenschaftlich aufgearbeitet werden, sind alarmierend: Wenn zahlreiche Verbraucher nicht ablesen könnten, wie sich der Inhalt eines Müslis zusammensetze, „dann schreit das nach der ,Lebensmittelampel'“, sagt Kortenkamp.

Da für die Rechenkompetenz maßgeblich der Matheunterricht verantwortlich ist, nehmen die Wissenschaftler die Schulen in die Pflicht: „Die Schule übt oft nur Rechenprozesse, eine lebensnahe Mathematik findet in der Schule nicht statt“, so Lambert.

Große Probleme gab es auch beim geometrischen Verständnis, etwa bei der Interpretation von Infografiken. So kann nur ein Drittel der Teilnehmer aus einem Diagramm korrekt ablesen, wann der Goldpreis eine bestimmte Höhe hatte.

Im Interview mit der ZEIT betonte der Erziehungswissenschaftler Elmar Tenorth von der Berliner Humboldt-Universität, dass Mathematik eine unverzichtbare Kulturtechnik sei. „Wenn man über die nicht verfügt, ist man wirklich kulturbehindert“, sagte Tenorth.

Der Test, den auch die Leser der ZEIT heute im Blatt und auf ZEIT ONLINE selbst absolvieren können, besteht aus 27 einfachen, lebensnahen Aufgaben, zu deren Beantwortung das Grundwissen der ersten acht Schuljahre ausreicht. Während einfache Additions- und Subtraktionsaufgaben noch von fast allen Teilnehmern gelöst wurden, zeigen sich bei komplizierteren Aufgaben große Lücken.

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