Berlin (ots) – Unternehmen wie McDonald’s oder Edeka können erheblichen Einfluss auf das Bündnis für Verbraucherbildung und dessen Bildungsprojekte in Schulen ausüben. Ein Faktencheck der Verbraucherorganisation foodwatch belegt, wie die vom Bundesverbraucherministerium versprochene „inhaltliche Neutralität“ unterlaufen wird. Nach öffentlicher Kritik an der Beteiligung von Unternehmen an dem Bündnis, das Projekte zur Ernährungsbildung an Schulen umsetzen soll, hatten Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner und der Verbraucherzentrale Bundesverband jeden inhaltlichen Einfluss von Unternehmen auf die Projekte abgestritten.

„Frau Aigner und die Stiftung Verbraucherschutz sollten jetzt die Reißleine ziehen und die Kooperation mit Unternehmen und Wirtschaftsverbänden in dem Bündnis beenden“, forderte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender foodwatch-Geschäftsführer foodwatch. „Diese Verflechtung von Staat und Wirtschaft schadet der Demokratie – gerade bei der Schulbildung darf sich der Staat nicht in die Abhängigkeit von Unternehmen begeben.“ Bei der foodwatch-E-Mail-Aktion „McDonald’s Co. raus aus den Schulen!“ unter www.foodwatch.de/aktion-schule haben innerhalb von einer Woche bereits mehr als 29.000 Menschen Ministerin Aigner und die Stiftung zur Beendigung der Unternehmenskooperation aufgefordert.

Dem foodwatch-Faktencheck zufolge haben Unternehmen viele Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Bündnis und die vom Verbraucherzentrale Bundesverband gegründeten Deutschen Stiftung Verbraucherschutz als Trägerin des Bündnisses:

   - Finanzierung: Unternehmen wie Edeka und McDonald's tragen 
     finanziell zur Arbeit des Bündnisses bei - genaue Summen werden 
     jedoch nicht genannt. Welchen Anteil die Wirtschaft an der 
     Finanzierung trägt, ist damit völlig intransparent. 
   - Inhaltliche Abstimmung? Auf der Internetseite der Stiftung 
     Verbraucherschutz zum Bündnis für Verbraucherbildung hieß es 
     noch am 11. März, dass "Programmlinien und die bundesweite 
     politische Arbeit" mit den Kooperationspartnern "diskutiert und 
     abgestimmt" würden - nach der öffentlichen Kritik an den 
     Unternehmenskooperationen ist dieser Passus von der Seite 
     entfernt worden. 
   - Unternehmensvertreter in den Schulen: Einem Bericht der taz (12.
     März 2013) zufolge will Edeka firmeneigene Ernährungsberater an 
     die Schulen schicken - zwar gebe es Vorbehalte im Bündnis, 
     dennoch würden Pilotprojekte geplant. 
   - Stiftung verbreitet Unterrichtsmaterialien mit Werbung und PR: 
Über das Projekt "Materialkompass" macht die Stiftung 
Unterrichtsmaterial für Lehrer zugänglich - auch Dokumente von 
Unternehmen und Wirtschaftsverbänden. Beispiele: Ritter Sport bietet 
Unterlagen mit Firmenlogo und Produktabbildungen zum Download an, 
Kindern wird darin Schokolade als "Stückchen Glück" und "Belohnung 
für's Gehirn" näher gebracht; die Schüler werden aufgefordert, ein 
Plakat darüber zu gestalten, was "Schokolade für deinen Körper" 
leistet. Zu einem früheren Zeitpunkt wurde auch Unterrichtsmaterial 
von McDonald's mit einem Vorwort des "Director Corporate Affairs" 
verbreitet. In dem Material sollten Kinder lernen, wie Hamburger 
gemacht werden, bei einem Memory-Spiel wurden Burger in eine 
Kategorie wie "Brot" eingeordnet. 
   - Konzernvertreter in den Gremien: Im Strategiebeirat und dem 
     Kuratorium der Stiftung Verbraucherschutz sitzen Vertreter von 
     Unternehmen - beide Gremien beraten die Stiftung bei der 
     inhaltlichen Ausrichtung der Arbeit und der Entscheidung, welche
     Projekte gefördert werden. 

Nach der Auftakt-Pressekonferenz zum Bündnis für Verbraucherbildung in einer Berliner Grundschule hatte es verstärkt Kritik an den Unternehmenskooperationen gegeben. Am Mittwoch (20. März 2013) steht das Thema daher auf der Tagesordnung des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Link: E-Mail-Aktion "McDonald's  Co. raus aus den Schulen!": 
www.foodwatch.de/aktion-schule 

Pressekontakt:

 
foodwatch e.V.
Martin Rücker
E-Mail: presse@foodwatch.de 
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90 

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Branchen: Kinder, Bildung, Lebensmittel

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