Kontrollierte Raserei

Von Steffen Korbach am 2 - August - 2006  NEWS ALERT ABO

Automobile mit Hochleistung zu besitzen, ist eine feine Sache. Kenntnisse darüber zu erlernen, wie sich das Fahrzeug auf der Rennstrecke und in Extremsituationen verhält, die Wichtigere.

Kunden und potentielle Käufer von Maserati können ein hauseigenes, professionell organisiertes Sportwagentraining mit dem Namen „Master GT Maserati“ in Anspruch nehmen. Neben einem charmanten Spaßfaktor fährt der Hersteller mit dem Dreizack modernste Technik auf, um den sportiven Drivestyle zu verbessern.

Es ist heiß auf der Rennstrecke Autodromo Paletti von Varano de‘ Melegari, 20 Kilometer südlich von Parma. Allerdings liegt das nicht ausschließlich an den Außentemperaturen von über 30 Grad Celsius – die Teilnehmer des Sportwagentrainings von Maserati drehen Runden auf dem Kurs. Und da die Fahrzeuge hier nicht wie im Straßenverkehr entspannt, sondern bis ans Limit über den Parcours getrieben werden, können die Teilnehmer durchaus ins Schwitzen geraten. Hier wird Dir erzählt, wie ein Maserati in Optimallinie über die Rennstrecke zu fahren ist. Gar nicht immer so einfach.

Wer den Weg auf die Rennstrecke geschafft hat, um in Begleitung die eigene Fahrweise und das Verständnis für das Zusammenspiel von Lenkung, Bremsen und Gewichtsverlagerung zu optimieren, hatte vorher eine Hürde zu nehmen: Alessandro Fiorio. Der Mann weiß ziemlich genau, wovon er redet. Im Alter von nur 22 Jahren gewann er 1987 die Rallye-Weltmeisterschaft am Steuer eines Lancia. In den Jahren darauf erreichte er jeweils einen dritten Platz sowie einen zweiten in der Gesamtwertung. Die weiteren herausragenden Referenzen sind Makulatur; denn die südeuropäische Antwort auf Walter Röhrl ist für Maserati als Chef-Instruktor aktiv und zu dieser Zeit an diesem Ort die oberste Instanz in Sachen Fahrkünsten.

Neben Grundlagen über Fahrwerk, Antriebskonzepte und Lenkung vermittelt der smarte Alessandro in einem Crash-Kurs die Grenzen der Fahrdynamik und stellt die Strecke vor. Die in den grünen Tälern des Apennin gebettete Strecke in der Nähe des Cisa-Passes ist 2.4 Kilometer lang und durch einen recht kurvenreichen Verlauf charakterisiert. Danach folgt endlich ein „Warm up“ mit den viel versprechenden Maserati Modellen. Alle sind sie gekommen: Acht Coupés und vier Spyder (sowohl GT wie auch Cambiocorsa), drei Trofeo Cambiocorsa, drei Coupé GranSport und zwei Maserati Quattroporte.

„Esse gibte nure eine Regele“, formuliert mein persönlicher Instruktor in hinreißendem Deutschitalienisch. Die heißt: Tu das, was er sagt. Und das ist vorerst nicht viel, als ich mich zum ersten Mal voller Vorfreude in den GranSport setze, um meine Fahrkünste zu zeigen. Im Eiltempo geht es aus der Boxengasse, rauf auf die Strecke. Die beginnt mit einer verdammt lang gezogenen Linkskurve, dahinter wartet das erste S. Ich trete den GranSport nach bestem Gewissen durch Kurven und Geraden.

Nach der ersten Runde voller Stille vom Beifahrersitz beginnt ein Redemarathon des Instruktors, der meine Fehler gnadenlos aufzeigt. Wir kommunizieren viel, wechseln die Fahrzeuge und legen Pausen ein. Runde für Runde werde ich besser und beginne, durch die Fahrzeugwechsel die verschiedenen Maserati-Modelle bis an die Grenze über den Kurs zu scheuchen. Besonders wird dieses Maserati-Training durch den Einsatz moderner Technik. In einigen der Fahrzeuge wird Telemetrie eingesetzt. Die Aufzeichnungen helfen jedem Fahrer, seinen eigenen Fahrstil auszuwerten.

Läuft Deine Linie nach dem Ausdruck zu weit neben dem Optimum, bist Du schlecht – oder die Technik war schuld. Ist die eigene Linie nah dran, sind die Leistungen und das Verständnis für das Bewegen eines Autos auf diesem Niveau klasse: Geschwindigkeit, Stellung des Lenkrads, Drehzahl, Neigung von Brems- und Gaspedal sind die wichtigen Elemente, die für das Gesamtbild „mitgeschnitten“ werden. Mit den Daten lassen sich Fahrfehler nicht verheimlichen.

Die Überwachung durch die Maserati-Techniker spornt mich zusätzlich an. Wird meine Linie neben der Optimallinie gut aussehen? Ab auf die Strecke. Die Bremse spürt meinen Tritt und die Paddel schalten zurück in den 3. Gang. Fuß von der Bremse, möglichst optimal einlenken und den Scheitelpunkt treffen. Ich nehme den Schwung mit und tänzle den Quattroporte ins Gewusel. Knapp an den glatten Curbs vorbei und raus aus dem S wieder Vollgas auf der Geraden. Der Quattroporte schreit herrlich auf, um mich kurzzeitig auf über 200 km/h zu beschleunigen. Kurve in Sicht, Bremsen, Lenken, Gas, gleiches Spiel.

Nur Fliegen ist schöner, ein tolles Gefühl! Ein paar Minuten später sitze ich mit Alessandro Fioro zusammen, der meine Daten humorvoll kommentiert: „Am Anfang bist Du noch schlechter gefahren.“ Sehr witzig. Aber dieser Mann darf das. Das Training und das anschließende Gespräch über meine Fahrdaten haben viel gebracht. Es stellt ein richtiges Erlebnis im Leben eines Sportwagenbegeisterten dar.

Das aus der Mischung von Theorie und Praxis bestehende Kursprogramm der „Master GT Maserati“ wurde im Laufe des fünfjährigen Bestehens gut weiterentwickelt, fast perfektioniert. Die Kurse sind so aufgebaut, dass den Teilnehmern die Gelegenheit geboten wird, sich mit den Fahrleistungen der diversen Modelle intensiv und unter sicheren Rahmenbedingungen vertraut zu machen. Mit sehr viel Freiraum, sprich freiem Fahren, aber immer mit Bedacht auf die Sicherheit.

Zu verdanken ist das einem ausgewogenen Anteil von Fahrübungen auf dem Rundkurs sowie dem Austesten der Grenzsituationen, wie zum Beispiel beim Driften im Coupé. Das Übersteuern mit und ohne Traktionskontrolle, Bremsen im Haftgrenzbereich und Ausweichen bei plötzlichen Hindernissen sind hilfreich für Alltagssituationen. Die Anleitungen der Instruktoren lassen einen spüren, dass das eigene Fahrkönnen besser wird. Rücksicht ist auf Anweisung sofort zu befolgen. Ansonsten quietschen immer wieder die Reifen.

Für sportlich ambitionierte Fahrer ist das Training elementar, wenn es um die Fahrzeugbeherrschung der Sportwagen von Maserati geht – und bereitet durch das lockere aber immer niveauvolle Ambiente eine Menge unkomplizierten Spaß. Meine Auswertungslinie lag übrigens fast neben der Ideallinie. Entdecken Sie ihr persönliches Limit…

Web: maserati.de

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