Reiche Männer neigen zu Fehlspekulationen

Von Bernd Korbach am 18 - Juni - 2010  NEWS ALERT ABO

Vermögende Bankkunden verspekulieren bei Finanzanlagen oft große Teile ihres über viele Jahrzehnte erarbeiteten Vermögens. Einer aktuellen Erhebung der liechtensteinischen LGT-Bank nach überschätzen vor allem Menschen mit unternehmerischem Erfolg das eigene Finanzwissen.

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Reiche Männer neigen zu Fehlspekulationen

Nachdem viele Anleger volatile Aktien in den vergangenen Jahren abgestoßen haben, investieren sie seitdem eher in Rohstoffe und Cash.

Nach der Krise auf Nummer sicher

„Wer sein Portfolio in Eigenregie verwalten will, sollte immer auf der Höhe der Zeit sein. Da sich die Nachrichtenlage jedoch permanent dynamisch ändert, ist dies dem Einzelnen kaum noch möglich. Dies hat Folgen für die Asset Allocation“, so Friedrich Huber, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen, gegenüber pressetext. Fehlspekulationen von Wohlhabenden seien bankenbedingt jedoch sehr häufig hausgemacht.

Die Befragung von rund 300 Anlegern mit einem frei verfügbaren Vermögen von mindestens 500.000 Euro hat ergeben, dass knapp die Hälfte der Reichen in den vergangenen zwei Jahren ihr Rohstoffportfolio aufgestockt hat.

Finanziell ausgesorgte Privatkunden gehen jetzt lieber auf Nummer sicher. Vor allem Derivate und Aktien wurden in den vergangenen beiden Jahren von 30 Prozent der Anleger abgestoßen. Die Zahlen deuten auf große Fehlspekulationen hin.

Banken schuld an Verunsicherung der Anleger

„Die Verunsicherung der Anleger ist krisenbedingt sehr groß. Die Hauptschuld daran tragen vor allem die großen Finanzinstitute. Denn sie haben ihre – auch wohlhabenden Privatkunden – lange Zeit an der Nase herumgeführt“, sagt Huber auf Anfrage von pressetext.

Der Experte kritisiert zudem den Margendruck in vielen Banken. Auch wüssten Berater unzureichend über vertriebene Produkte Bescheid. „Der Kunde kauft heute nur das, was er versteht“, so Huber.

„Vermögende Anleger neigen dazu, ihr Finanzwissen zu überschätzen“, erläutert Studienautor Teodoro Cocca von der Universität Linz. Falsche Einschätzungen über die Marktentwicklung schlagen sich oft in ruinösen Folgen für die Depots nieder.

Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass Männer und ältere Menschen von der Selbstüberschätzung betroffen sind. Denn ausschlaggebend für die Einschätzung ist häufig die eigene Kompetenz und Lebenserfahrung.

Während diese „Risikogruppen“ eher dazu neigen, alles auf eine Karte zu setzen, versucht die Generation der Erben hingegen, ihren Besitz zu wahren. Den Experten nach agiert der Großteil der Reichen aus Selbstüberschätzung heraus zu hektisch.

Das wird darin deutlich, dass Reiche auf Verluste fast doppelt so oft mit Transaktionen wie Durchschnittsanleger reagieren. Für die Bankberater bedeutet das höheren Beratungsaufwand, jedoch kaum mehr Beratungserfolg.

Quelle: pte / Foto: Shutterstock

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